HISTORIE

„Ich spiele immer C und G auf der Gitarre – manchmal auch ein F, um die Mädels zu beeindrucken.“

Woody Guthrie

Historie


Interview mit Gerhard Spiecker


Gerhard, bevor die Wodanhalle gegründet wurde – wie sah die Freiburger Musikszene aus?

GS: Anfang Mitte der Neunziger Jahre spielten die Bands entweder in kleinen Klubs oder Kneipen oder wenn’s größer sein sollte im Jazzhaus oder im Waldsee.


Und wie kam‘s zur Gründung der Wodanhalle?

GS: 1998 hat das angefangen. Zum 100jährigen Jubiläum von Wodan Bier haben wir ein Zelt im Biergarten aufgestellt, in dem Bands spielen sollten. Ich fand’s schade, dass das nur einen Tag genutzt werden sollte und wir haben eine Woche draus gemacht – so ist die Wodanwoche, also die Kulturwoche entstanden. Das kam super an hier in Freiburg und wir haben’s das Jahr drauf wieder so gemacht.


Aber ihr hattet nur ein Zelt ...

GS: Ja, aber als Ernst Ganter und ich 1999 auf dem Gelände standen und überlegt haben, wie wir das in Zukunft organisieren wollen, war uns beiden sofort klar: Wir nehmen die alte Fabrikhalle, die bauen wir dauerhaft um für Events.


Wann kam denn Ray in’s Spiel?

GS: Ray und ich kannten uns schon seit 1977. Ich hab ihn im Folk und Blues Club getroffen, wir haben uns gut verstanden und 1981 übernahm ich für mehrere Jahre das Management für ihn. Ende der Neunziger Jahre war er in der Organisation im Jazzhaus, aber ich hab ihn trotzdem gefragt, ob er die künstlerische Leitung für uns übernehmen will – er hat sofort zugesagt, 2000 die Wodanwoche in der Halle organisiert und das war dann der eigentliche Starschuss für die Wodanhalle.


Wie war Ray denn so als Künstler und Programmmacher?

GS: Völlig unverwechselbar und total ehrlich. Wenn Ray was gemacht hat, dann immer mit seiner warmherzigen, sympathischen Art. Bei seiner Musik, aber auch in der Orga des Programms hat er sich immer auf sein Gefühl verlassen. Da musste dann auch das Eine oder Andere improvisiert werden ... – aber auch das hat er gut hinbekommen.

Er hatte ein gutes Gespür dafür, was in die Wodanhalle passt und er hat von Anfang an tolle Leute geholt: Le Clou, Guitar Crusher, Kim Carson, Shane Brady, Simon Holiday, Brothers, Blue Side Of Town oder Major von BAP.

Ray wollte nie was Besonderes sein – obwohl er das war.


Fällt dir spontan ein Erlebnis mit Ray ein?

GS: Oh ja, das war Neunzehnhundertirgendwann, Ray hat mich angerufen und gesagt: „Hey Gerhard, ich brauch dein Auto, meins ist hinüber und ich muss zu einem Gig und dann zum Sender“. Ray hat damals für den SWF 3 die „Music-Hall“ moderiert und sollte dafür am Abend drauf in Baden-Baden sein. Ich hab ihm natürlich mein Auto geliehen. Als ich das Radio um 19 Uhr eingeschaltet habe, hörte ich Rays Stimme: „Leute, die erste Ansage heute mache ich aus der Telefonzelle – mir ist mein Auto im Westerwald verreckt...“


Und abschließend noch: Wie kamen denn die Backstreet Boys in die Wodanhalle?

GS: Ich hab 2000 einen Anruf gekriegt. Eine Münchner Firma wollte mit den Backstreet Boys Videoaufnahmen für ihre nächste CD machen. Ich hab das am Anfang für einen Scherz von Kumpels gehalten. Aber als ich dann laufend Mails wg. Stromanschlüssen, Außenanlage usw. bekommen habe, war irgendwann klar: Das ist kein Fake, die kommen wirklich. Und so haben die Backstreet Boys im November 2000 das Video zu ihrem neuen Song „Shape Of My Heart“ für VIVA bei uns aufgenommen.

Ray Austin
Ray Austin und Gerhard Spieker
Alexander Schweizer
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